Energiemais versus Solarmodule
Erneuerbare Energien Am Donnerstag steht im Rössle die Gründung einer Bürgerinitiative gegen das Solarfeld im Industriepark A7 an. OB Dieter Henle hat dazu bereits Fragen beantwortet.
Wie viele Menschen werden am Donnerstagabend ins Rössle nach Hohenmemmingen kommen? Wie viele davon werden sich tatsächlich für die Gründung einer Bürgerinitiative aussprechen und sich einbringen? Nicht nur Michael Zirn und Axel Mailänder, beide Sprecher einer Gruppe, die sich gegen ein Solarfeld an der Autobahn aussprechen, sind auf die Antworten gespannt. Die kann es im Anschluss an die Veranstaltung geben. Beginn ist um 19.30 Uhr.
Die Gruppe will bewusst machen, was Freiflächen in der Region bedeuten und aufzeigen, was die Photovoltaik-Strategie der Bundesregierung für Auswirkungen lokal haben kann. Eine Bürgerinitiative soll letztlich das Thema in die Öffentlichkeit bringen. Es gehe darum, sich gegen Flächenverbrauch zu wehren – als solcher wird der Plan angesehen, auf einem Feld auf fünf Hektar Fläche angrenzend an den Industriepark ein Solarfeld zu verwirklichen. Im Vorfeld der Veranstaltung wurden Oberbürgermeister Dieter Henle Fragen gestellt. Die hat er beantwortet. Zunächst ging es um die ökologischen Vorzüge, die von der Stadtverwaltung im Projekt Giengener Industriepark wiederholt geäußert wurden. Gefragt wurde auch, welche Vorgaben für Bauherren gelten, die über die gesetzlichen Regelungen hinaus gehen.
Für Einordnung im Zeitbezug
„Es ist wichtig, die Dinge im Zeitbezug zu sehen. Denn was heute fast normal erscheint, war im Jahr 2019 keineswegs Usus. Zum damaligen Zeitpunkt waren sowohl die Installation von PV-Dachflächenanlagen als auch die Begrünung von Dachflächen in Gewerbegebieten weit von der Verpflichtung entfernt. Im GIP A7 ist die Begrünung der Dachflächen mit der Speicherung von Regenwasser für alle Investoren Vertragsinhalt. Für die Bauherren verbinden sich damit in Bezug auf die Statik der Gebäude Investitionen, die auch heute noch weit über die gesetzliche Forderung hinausgehe“, so die Antwort des Oberbürgermeisters. Das propagierte Motto „Ökonomie und Ökologie im Einklang“ beinhalte eine hohe Bedeutung des „Grünausgleichs“ für die Versiegelung der Flächen und für die Biodiversität. Ergänzend würde die Installation von PV-Dachflächenanlagen im GIP A7 ausdrücklich befürwortet.
Der zweite Fragenkomplex beschäftigt sich mit der Photovoltaik-Strategie der Bundesregierung, die vorsehe, dass ab 2026 jährlich PV-Freiflächen zur Erzeugung von rund elf Gigawatt gebaut werden sollen. Das bedeute nach Ansicht der Gruppe um Zirn und Mailänder einen enormen Flächenverbrauch. Gefragt wurde nach der städtischen Planung ebenso wie zum Thema Flächenkonkurrenz. „Für die kommenden Jahre gibt es selbstverständlich eine Planung. Vorerst sind angrenzend an den GIP A7 keine weiteren Flächen für Gewerbeund Industriestandorte geplant, das hat unsere Stadt bei der Regionalplanfortschreibung kommuniziert“, schreibt Henle.
Energie anbauen
Das Problem bezüglich einer Flächenkonkurrenz könne die Verwaltung durchaus nachvollziehen. „Um mit den erneuerbaren Energien voranzukommen und damit in der Energieversorgung auf umweltfreundliche Weise autark zu werden, ist allerdings ein Wechsel der Sichtweise erforderlich. Wir müssen viele Reserven aktivieren: tatsächlich Energie anbauen und dabei effizient arbeiten, so der OB in seiner Antwort. Das derzeitige Kontingent an PVFreiflächenanlagen erreiche – auch in Abstimmung mit den Vorgaben von Land und Regionalplan – noch keine kritische Marke. Werde auf einem Feld Mais angebaut, bedeute das nicht, dass er in jedem Fall zur Ernährung genutzt wird. Im Falle des sogenannten „Energiemais“ würden sich die Tatsachen für Nachbarn und Vorbeifahrende verbergen: Der Mais lande in Biogasanlagen und erziele dabei eine weit geringere Flächeneffizienz als Freiflächen-PV. „Auch diesen Aspekt gilt es, bei der Bewirtschaftung von Flächen zu berücksichtigen“, so Henle.
Offenbar Dachanlagen geplant
Die Planungen für Dach-PV-Anlagen seien bei den Investoren im GIP A7 weit fortgeschritten. Nach Aussagen der Unternehmen seien sie in Gesprächen mit Projektträgern von Dach-PV. Teilweise stehe dem ein zu geringer Energiebedarf vor Ort entgegen, der aber durch die Nähe der Umspannstation des Netzbetreibers als möglicher Einspeisepunkt für den überschüssigen Strom – zumindest teilweise – kompensiert werden könne. „Als ein Ziel unseres Transformationsprozesses gilt die Belegung der bestehenden Dachflächen im gesamten Siedlungsgebiet, hierzu werden in naher Zukunft Konzepte erarbeitet“, so der Oberbürgermeister.